Ampfer-Grünwidderchen ist Schmetterling des Jahres 2023

Dazu hat ihn der BUND mit der Naturschutzstiftung seines Landesverbandes in Nordrhein-Westfalen ernannt. Warum gerade diese Art?

Das weibliche Ampfer-Grünwidderchen trägt fadenförmige Fühler.  (Brigitte Schmälter)
Das weibliche Ampfer-Grünwidderchen trägt fadenförmige Fühler. (Brigitte Schmälter)

Die Ampfer-Grünwidderchen sind an ihrem metallisch grünlich bis bläulich-türkisfarben Schillern, manchmal mehr ins Blaue, manchmal auch ins Gelbgrüne, zu erkennen. Auch Kopf, Leib und Beine sowie Fühler schimmern blaugrün. Lediglich die Hinterflügel, die man beim sitzenden Tier normalerweise nicht sieht, sind grau.

Die einzelnen Arten der Grünwidderchen, insbesondere die Arten der Gattung Adscita, sind äußerlich in der Regel nicht zu unterscheiden. Lediglich auf Grund der Flugzeit und auch an Hand der bekannten Verbreitung lassen sie sich mitunter gegeneinander abgrenzen. Eine sichere Artbestimmung ist jedoch nur für Fachleute anhand der Fühlerform und der Genitalapparate möglich.

Unterschiede bei Männchen und Weibchen

 

Die kleinen Falter haben eine Spannweite von rund 25 bis 30 Millimetern, die Männchen sind etwas größer als die Weibchen. Männchen und Weibchen sind gleich gefärbt, aber an ihren Fühlern klar zu unterscheiden: Die Männchen haben auffällig gefiederte Fühler, mit denen sie den Duft der Weibchen wahrnehmen können, während die Weibchen dünnere, fadenförmige Fühler tragen. Der Name Widderchen leitet sich von der Fühlerform der Tiere her, die an das Gehörn von Widdern erinnern. 

 

Die Grünwidderchen saugen bevorzugt Nektar an lila-blauen Blüten, besonders von der Kuckucks-Lichtnelke Lychnis flos-cuculi, aber auch von anderen Pflanzen wie Acker-Witwenblumen, Wiesen-Flockenblumen oder Disteln.

 

Ab Mai kann man den Falter beobachten

Die Ampfer-Grünwidderchen bilden eine Generation im Jahr aus. Die Flugzeit beginnt etwa Mitte Mai, erreicht im Juni und Juli ihren Höhepunkt und geht im August zu Ende. Die Falter paaren sich am späten Nachmittag bis in die Dämmerung hinein. Die befruchteten Weibchen legen ihre Eier unmittelbar danach in regelmäßig angeordneten Reihen nebeneinander, sogenannte Eispiegel, auf der Unterseite der Blätter von Sauerampfer ab. Die Räupchen bohren sich nach dem Schlüpfen in die Blätter und leben zunächst „minierend“, das heißt innerhalb dieser Blätter. Wenn sie größer werden, verlassen sie das Blattinnere und fressen an Blättern und Stängeln weiter. Sie überwintern in kleinen Gruppen am Boden in einem lockeren Gespinst. Im Frühjahr fressen sie bis zur Verpuppung weiter. Schließlich schlüpfen die Falter ab Mitte Mai.

 

Darum ist das Ampfer-Grünwidderchen gefährdet

Das Ampfer-Grünwidderchen wird in der aktuellen Roten Liste von Deutschland auf der Vorwarnliste geführt. Zwar ist es noch häufig, jedoch gehen seine Bestände zurück. In Nordrhein-Westfalen und Baden-Württemberg gilt dieses Widderchen bereits jetzt als gefährdet.  Das liegt auch daran, dass artenreiche wechselfeuchte Wiesen, ein Haupt-Lebensraum des Ampfer-Grünwidderchens, selbst gefährdet sind. Intensive landwirtschaftliche Nutzung mit starker Gülle-Düngung, mit häufigem Schnitt oder dichtem Viehbesatz haben diese Lebensräume vielfach vernichtet. Hinzu kommen Entwässerung oder Umnutzung als Acker- oder Bauland. Mageren trockenen Lebensräumen droht Verbuschung wegen Nutzungsaufgabe; Wegränder, Böschungen und Dämme werden durch häufige und unsachgemäße Mahd mit Schlegelmulchern für das Ampfer-Grünwidderchen unbewohnbar gemacht. Zeit also auf das Ampfer-Grünwidderchen aufmerksam zu machen!

 

Zur Kür des Schmetterlings des Jahres

Der BUND und die BUND NRW Naturschutzstiftung küren seit 2003 den Schmetterling des Jahres, um auf die Bedeutung und Bedrohung der Schmetterlinge aufmerksam zu machen. Nur ein Drittel der Tag- und die Hälfte der Nachtfalterarten in Deutschland sind noch ungefährdet.    

  

Foto: Brigitte Schmälter, Text: BUND