Königlicher Besuch in Katlenburg

Die Deutsche Baumkönigin 2023, Johanna Werk aus Seeburg, hat am Tag des Waldes gemeinsam mit den Kindern vom „Kinderhof am Katelbach“ am 21.03.2023 eine Moorbirke am Mühlengraben in Katlenburg gepflanzt.

Foto: Helmut Schröder, Naturerlebnis Katlenburg
Foto: Helmut Schröder, Naturerlebnis Katlenburg

Da auch am Mühlengraben der Rhume der Biber ab und zu vorbeischaut, musste die kleine Moorbirke mit einem Verbißschutz ausgestattet werden.

Zukünftig wird auch eine Baumtafel über die Baumart „Moorbirke“ informieren. Alle Kinder erhielten Infomaterial zur Moorbirke. Über das Autogramm der Deutschen Baumkönigin 2023 Johanna Werk  freuten sich die Kinder besonders.

 

Organisiert wurde die Veranstaltung vom Naturerlebnis Katlenburg.

 

 

Mit der Pflanzung der Moorbirke wurde der zukünftige Baumerlebnispfad wieder um einen Baum ergänzt.

Mit einer Ausnahme befinden sich alle Bäume, die schon einmal zum Baum des Jahres gekürt wurden, im Umkreis von 500 Metern um das Naturerlebnis Katlenburg.

 

Das Naturerlebnis Katlenburg bedankt sich bei der Deutschen Baumkönigin, den Kindern und Erzieher:Innen von Kinderhof am Katelbach, dem Bauamt der Gemeinde Katlenburg, der Dr. Silvius Wodarz Stiftung, der Firma GONU und der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald für die angenehme Zusammenarbeit und Unterstützung.

 

Baum des Jahres 2023 – Moorbirke

Die Moorbirke steht als Baum des Jahres 2023 im Mittelpunkt vieler Aktionen. Ihr Erhalt steht exemplarisch für das Ziel, mithilfe von intakten Ökosystemen, wie beispielsweise Mooren, das Klima zu schützen und dem Artensterben entgegenzuwirken. Sie ist der einzige Baum in den wertvollen Moorlandschaften und ist das Symbol für ein stark bedrohtes Ökosystem in Deutschland. Nur noch fünf Prozent der Moore gelten als intakt. 95 Prozent wurden für Torfabbau und landwirtschaftliche Nutzflächen entwässert.

 

Wichtigster CO2-Speicher

Moore sind für den Klimaschutz enorm wichtig und bieten einen Lebensraum für seltene Arten. So enthält eine 15 Zentimeter dicke Torfschicht auf gleicher Fläche etwa so viel Kohlenstoff wie ein 100-jähriger Wald. 30 Prozent des erdgebundenen Kohlenstoffs werden von Mooren gespeichert, obwohl diese nur drei Prozent der globalen Landfläche bedecken.

 

Moore sind die effektivsten Kohlenstoffspeicher aller Landlebensräume. Mit der Wahl der Moorbirke hofft man, die Maßnahmen zum Moorschutz bundesweit zu intensivieren, die bereits im Programm „Natürlicher Klimaschutz“ des Bundesumweltministeriums angesprochen wurden.

 

Die Moorbirke ist ein Pionier in der Waldentwicklung. Sie benötigt sonnige Standorte und verträgt nur wenig Schatten. Mit ihrer hohen Samenproduktion gelingt ihr auch die rasche Besiedelung von Kahlflächen. Eine freistehende, alte Moorbirke produziert bis zu vier Kilogramm Samen. In einem männlichen Kätzchen befinden sich zirka fünf Millionen Pollenkörner, die bis zu 2.000 Kilometer weit fliegen können.

 

Sie ist die nördlichste Baumart Europas und bildet die Waldgrenze nördlich der Borealen Nadelwälder, die sich aufgrund der Erderwärmung weiter nach Norden verschiebt. Sie erträgt Wintertemperaturen von durchschnittlich −33 Grad Celsius. Bei Temperaturen unter −40 Grad Celsius wandelt sie in den Zweigen Stärke in Öl um, wobei Wärme freigesetzt wird. Auch in den Bergen fühlt sie sich wohl. In den Allgäuer Alpen wächst die auf bis zu 1.700 Metern über dem Meeresspiegel.

 

Zusatzinformationen zur Birke:

Ötzi und die Birkenrinde

Ötzi trug bereits vor über 5.000 Jahren sein wichtigstes Gut in Birkenrindegefäßen mit sich. Er transportierte seine Habseligkeiten und auch seine glühenden Holzkohlestücke in Blättern gewickelt in zwei Birkendosen. Sie sind extrem leicht und robust.

 

Tupperdose der Steinzeit

In der „Tupperdose der Steinzeit“ wirkten das Betulin und die ätherischen Öle der Rinde antiseptisch und bewahrten die Lebensmittel vor Schimmel. Die Innenseite der Birkenrinde ist so dicht, dass häufig Leim einfach abperlt. So ist sogar eine aromadichte Lagerung von Kaffee und Gewürzen möglich.

 

Warum hat sie eine weiße Rinde?

Die weißfärbende Wirkung des Rindeninhaltsstoffs Betulin schützt die dünne Rinde vor Rindenbrand. Aufgrund der im Frühling tief stehenden Sonne und der Reflexion von Schneeflächen würde sich dunkle Rinde überhitzen und das Zellteilungsgewebe geschädigt werden. Die Moorbirke ist allerdings etwas dunkler als die Sandbirke.

 

Brennt feuchtes Birkenholz?

Als einziges Holz brennt die Birke auch in feuchtem Zustand, weshalb es ein sehr beliebtes Brennholz ist. Zum Trocknen sollte die Birke gespalten werden, da die Rinde wasserundurchlässig ist.

 

Gesundheitliche Wirkung

Ihre Blätter enthalten bis zu drei Prozent Flavonoide, aber auch Vitamin C, Saponine und ätherische Öle. Tees und Presssäfte aus Birkenblättern bewirken eine vermehrte Salz- und Wasserausscheidung und werden deshalb bei Harnweg- und Nierenerkrankungen eingesetzt. Auch bei Gicht und rheumatischen Beschwerden unterstützen sie. Haarwässer aus Extrakten der Birkenblätter sollen gegen Haarausfall und Schuppenbildung wirken.

 

Quelle: SDW.de

 

Das Gedicht „Der Knabe im Moor“ stammt aus der Feder von Annette von Droste-Hülshoff:

O schaurig ist’s über’s Moor zu gehn,

Wenn es wimmelt vom Heiderauche,

Sich wie Phantome die Dünste drehn

Und die Ranke häkelt am Strauche,

Unter jedem Tritte ein Quellchen springt,

Wenn aus der Spalte es zischt und singt,

O schaurig ist’s über’s Moor zu gehn,

Wenn das Röhricht knistert im Hauche!

 


Nationalpark-Waldführer und Waldpädagoge Helmut Schröder vom Naturerlebnis Katlenburg, empfiehlt folgende Moor-Entdecker-Touren für den Familienausflug:

  1. Das Hochmoor Mecklenbruch, nordöstlich von Silberborn gelegen, ist das größte Hochmoor im Solling. Es ist eines der am besten erhaltenen und wertvollsten Hochmoore des niedersächsischen Berglandes.

  2. Für uns in Katlenburg-Lindau liegt allerdings der Harz wesentlich näher.   Die Harzer Moore haben im Vergleich zu den Mooren der norddeutschen Tiefebene ihre Ursprünglichkeit bewahrt und zählen zu den besterhaltenen in Deutschland. Rund 2.000 ha des Nationalparks sind vermoort. Davon sind 500 ha heute besonders seltene weitgehend waldfreie Hoch- und Niedermoore. Torfstechen lohnte sich wegen der feuchtkalten Witterung dieser Hochlagen nicht, da der Torf zu langsam trocknete. – Früher wurde das Wasser der Oder (Steinlake) auch in Katlenburg für die Produktion von Leinen genutzt. Da die Oder in Katlenburg  in die Rhume mündet, stellt das Hochmoor am Oderteich eine enge Verbindung zur Ortschaft her.

  3. Für den nächsten Urlaub in Schleswig-Holstein empfiehlt sich vielleicht ein Besuch des Biosphärenreservats Schaalsee. – Der Moorerlebnispfad durch das Zarrentiner Kalkflachmoor informiert anschaulich über das dortige Moor. Als Startpunkt der barrierefreien Tour wählen Naturinteressierte am besten den Parkplatz am Pahlhuus in Zarrentin. (Wittenburger Chaussee 13,  19246 Zarrentin am Schaalsee).